
Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater
Lesen Sie jede Woche den aktuellen Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Dr. Ulrich Kater studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen und Köln. 1995 promovierte er am Finanzwissenschaftlichen Seminar der Universität Köln und übte gleichzeitig eine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Köln, der Fachhochschule Köln und der European Business School aus.
Von 1995 bis 1999 war Herr Kater im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. Von 1999 an arbeitete er am Aufbau der Volkswirtschaftlichen Abteilung der DekaBank mit. Seit 2004 bekleidet er die Position als Chefvolkswirt der DekaBank und ist seit 2006 auch Vorsitzender der Kommission für Wirtschaft und Finanzen im Verband Öffentlicher Banken.
Darüber hinaus folgte er Lehraufträgen an der Universität Witten-Herdecke, der Zeppelin University Friedrichshafen sowie an der Hochschule der S-Finanzgruppe. Nebenbei ist Ulrich Kater auch als Autor zahlreicher Veröffentlichungen über Geldpolitik, Währungspolitik, internationale Kapitalmärkte, Finanzpolitik, Alterssicherungssysteme und Globalisierung in Erscheinung getreten.
14.02.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Die wunderbare Welt des DAX
Der Deutsche Aktienindex, kurz DAX, hat einen atemberaubenden Jahresstart hingelegt. Das neue Rekordhoch liegt über der Marke von 22.600 Punkten. Ein Plus von sage und schreibe mehr als 12 Prozent. Selbst wenn in der zurückliegenden Woche namhafte Konjunkturindikatoren veröffentlicht worden wären, könnte deren Schwäche kaum als Erklärung dafür dienen. Vielmehr ist die robuste Weltkonjunktur ein gutes Argument. Zudem ist klar, dass die Europäische Zentralbank ihre Leitzinssenkungen in diesem Jahr fortsetzt. Ganz aktuell haben überdies die zunehmenden Erwartungen auf ein mögliches Kriegsende in der Ukraine den europäischen Aktienmärkten einen Schub gegeben. Freilich verbindet sich hiermit auch der Blick an den Finanzmärkten auf die künftige Sicherung und den Wiederaufbau der Ukraine. Es zeichnet sich ab, dass Europa umfänglich in die Finanzierung gehen wird. Dies lastet auf den Rentenmärkten und hat die Renditen für Bundesanleihen ansteigen lassen.
Europäische Aktien haben in der abgelaufenen Woche die amerikanischen Indizes blass aussehen lassen. Denn in den USA deutet sich an, dass die Notenbank Fed wohl auch im März von einer Leitzinssenkung absehen wird. Die Inflationsentwicklung steht der weiteren geldpolitischen Lockerung zunächst im Wege. So lagen die frisch gemeldeten Inflationsdaten höher als erwartet. Die von US-Präsident Trump neu aufgerufenen Zollerhöhungen auf Importe von Stahl und Aluminium lassen erahnen, dass die bereits auf 3 Prozent gestiegenen Inflationsraten sich in den kommenden Monaten in Richtung 3,5 Prozent bis 4 Prozent bewegen könnten. Mithin haben sich die Anleiherenditen wieder erhöht. Die Finanzierungsbedingungen für private Haushalte und Unternehmen verschlechtern sich zollbedingt. Dies lastet auch auf den Aktienmärkten. In der kommenden Woche wird an den Kapitalmärkten sicherlich noch die Münchner Sicherheitskonferenz verarbeitet werden, die dieses Wochenende ansteht, bevor dann ein bunter Strauß von Konjunkturindikatoren Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Leicht positive europäische Stimmungsindikatoren am Freitag könnten die DAX-Welt weiter schön aussehen lassen.
07.02.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Zollkapriolen beschäftigen die Kapitalmärkte
Eine weitere aufregende Woche liegt hinter den Teilnehmern an den Aktien- und Anleihemärkten. Nachdem der US-Präsident Trump in den ersten Tagen seiner neuen Amtszeit die Handelspolitik nicht in den Mittelpunkt gestellt hatte, kündigte er nun Anfang der Woche neue Zölle gegenüber Mexiko, Kanada, China und indirekt auch gegenüber der Europäischen Union an. Das sind allesamt Haupthandelspartner der USA. Die Börsen reagierten mit spürbaren Kursabschlägen. Nicht nur die erwarteten Wirkungen dieser Zölle auf die Volkswirtschaften und Unternehmen waren dafür verantwortlich, sondern auch die Aussicht auf einen eskalierenden Handelskrieg. Dieser könnte die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession ziehen. Allerdings war der Spuk schnell wieder vorbei: Nachdem insbesondere Kanada und Mexiko moderate Zugeständnisse in den aus Washington angemahnten Themen Grenzsicherheit und Drogenhandel gemacht hatten, schob Trump die Zölle gegenüber diesen Ländern zumindest auf.
Insgesamt bestätigen die jüngsten Erfahrungen diejenigen Marktteilnehmer, die nicht glauben, dass Zölle für Trump ein Selbstzweck sind. Vielmehr stellen sie ein Faustpfand dar für Verhandlungen über alle möglichen bilateralen Forderungen der USA gegenüber anderen Ländern. Daher erwarten mittlerweile die meisten Analysten zwar immer wieder neue Zolldrohungen, verbunden mit Unsicherheiten an den Märkten, doch am Ende ein eher mildes Zollregime, unter dem die Wirtschaftsdynamik in den USA und in wichtigen Handelspartnerländern erhalten bleibt. Diese Erkenntnis und weitere Meldungen von guten Unternehmensergebnissen im abgelaufenen Quartal sorgen für Erleichterung an den Aktienmärkten. In Deutschland stieg der Leitindex Dax auf neue Rekordstände. Hierzulande kam hinzu, dass die Marktteilnehmer nun schnellere Senkungen bei den Leitzinsen der Europäischen Zentralbank erwarten.
31.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Künstliche Intelligenz bewegt Aktienkurse
Eine ereignisreiche Kapitalmarktwoche ist zu Ende gegangen. Zu Wochenbeginn führten Medienberichte, nach denen die Modelle Künstlicher Intelligenz (KI) des chinesischen Anbieters deepseek bei gleicher Leistung einen wesentlich geringeren Entwicklungsaufwand benötigten, zu deutlichen Kursverlusten einer Reihe von US-Technologiefirmen. Diese Kurse erholten sich im Wochenverlauf jedoch zum Teil wieder. Ein Grund: die Nachrichten, dass auch die chinesischen KI-Ansätze auf Vorarbeiten von US-Firmen beruhten und die künftige Bedeutung leistungsfähiger Computerchips hierdurch nicht infrage gestellt würden. Die langfristigen Auswirkungen der neuesten KI-Entwicklungen auf Marktstrukturen und Anbieterfirmen sind jedoch noch nicht geklärt.
Auch aus der makroökonomischen Ecke war der Informationskalender gut gefüllt. Das ifo Geschäftsklima für die deutsche Wirtschaft ergab zwar einen kleinen Anstieg, hinter den Gesamtwerten verbarg sich allerdings ein Rückgang der Zukunftshoffnungen bei den deutschen Unternehmensmanagern. Die politische Diskussion sprang derweil weg von wirtschaftlichen Themen, so dass die Bundestagswahlen nicht mehr als Weichenstellung hin zu besseren Rahmenbedingungen gesehen werden. Dann tagten die Notenbanken in den USA und im Euroraum. Während die Fed aufgrund der Unsicherheit durch die neue Regierung Trump keine Änderung der Zinspolitik vornahm, senkte die Europäische Zentralbank zum fünften Mal ihre Leitzinsen auf ein Niveau von nun 2,75 Prozent beim Einlagensatz für Banken bei der Zentralbank. Mit einem Ausblick auf weitere Zinssenkungen ging daraufhin das gesamte Renditespektrum bei europäischen Anleihen leicht zurück. Die Aktienmärkte freute es. Trotz der anhaltenden Diskussionen über die Aussichten der neuen Digitaltechnologien stiegen die Kurse weiter an und bescherten sowohl den deutschen als auch den US-amerikanischen Aktienmärkten neue Höchststände.
24.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Die neue Tagesordnung
So langsam läuft sich Donald Trump in seinem neuen Amt warm und die Märkte gehen zur neuen Tagesordnung über. Eine Disruption durch die US-Wahlen und die Amtsübernahme konnte weder auf den Aktien- noch auf den Anleihemärkten festgestellt werden, wohl aber stärkere Schwankungen aufgrund von Äußerungen aus der neuen Administration. So schwankten etwa die Währungen Mexikos und Kanadas gegenüber dem US-Dollar je nach dem Stand der Ankündigungen von Zöllen aus den USA gegenüber diesen Ländern. Im Großen und Ganzen gab es jedoch keine unerwarteten wirtschaftspolitischen Initiativen. Insofern waren die Finanzmärkte insgesamt auf die politischen Veränderungen in den Vereinigten Staaten gut vorbereitet. Aus Sicht der Anleihemärkte dürfte in diesem Umfeld zunächst Erleichterung dominieren, dass mit Blick auf die Inflationsrisiken die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten sind, und Trump weiter die bekannten Verhaltensmuster zeigt. Trotzdem sollte der gegenwärtig am Markt eingepreiste geldpolitische Pfad der US-Notenbank Fed mit nur einer weiteren Zinssenkung bis Juni realistisch bleiben.
Zur Tagesordnung der Finanzmärkte gehört auch wieder ein gut gefüllter Datenkalender in der kommenden Woche. Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland ist schlecht, und daran dürfte sich auch im Januar nichts Grundlegendes geändert haben und somit das ifo Geschäftsklima weitgehend stabil auf niedrigem Niveau bleiben. Die Notenbanken der beiden großen Währungen US-Dollar und Euro tagen zum ersten Mal nach dem Amtswechsel in Washington. Dabei wird die Fed in den USA abwarten, die EZB dagegen wird den Leitzins voraussichtlich wieder um einen viertel Prozentpunkt nach unten nehmen.
17.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Kapitalmärkte vor Amtswechsel freundlich
Kurz vor der Übernahme der US-Präsidentschaft durch Donald Trump zeigen sich die Kapitalmärkte freundlich. In der vergangenen Handelswoche unterstützten insbesondere die Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten einen neuerlichen Kursauftrieb an den Aktienmärkten. Die Inflation liegt jenseits des Atlantiks zwar weiterhin bei knapp 3 Prozent und damit zu hoch, aber das Gesamtbild der Teuerung entspannt sich weiter, so dass in den kommenden Monaten mit einem weiteren Rückgang der Inflationsrate zu rechnen ist. Dies ist eine beruhigende Nachricht für die Kapitalmärkte, denn eine Verschlechterung des Inflationsbildes hätte höhere Zinsen und damit Kursrisiken an allen Vermögensmärkten bedeutetet.
Auch in Deutschland gab es neue Wirtschaftszahlen: Das Bruttoinlandsprodukt für das Gesamtjahr 2024 fiel im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent. Damit ist der zweite jährliche Rückgang der bundesdeutschen Wirtschaftsleistung in Folge amtlich. Für 2025 sieht es nicht viel besser aus. Die deutsche Volkswirtschaft wächst nicht mehr. Wenn das so bleibt, dann wird der Stillstand beim Wohlstand mehr und mehr spürbar werden. Nicht umsonst steht die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft am Standort Deutschland im Zentrum des Bundestagswahlkampfs. Den DAX scherte es nicht: Im Sog der US-Märkte schrieb er ein neues Allzeithoch. Viele der größten deutschen börsennotierten Unternehmen profitieren von der guten Weltkonjunktur, selbst wenn die Produktion nicht mehr in Deutschland, sondern an anderen Standorten stattfindet.
In der kommenden Woche endet die Ära der Regierung Biden und die zweite Amtszeit Donald Trumps beginnt. In den USA sind die Erwartungen an weiteren wirtschaftlichen Erfolg hoch. An den Kapitalmärkten ist er sogar bereits zum Teil vorweggenommen.
10.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Große Sprüche und kleine Zahlen
An den Finanzmärkten fiel die erste komplette Handelswoche des neuen Jahres gemischt aus. Zum Wochenstart lösten Presseberichte zu möglichen leichteren Umsetzungen der Zolldrohungen Trumps positive Marktreaktionen aus. Die Renditen von US-Staatsanleihen sanken, der zu starke US-Dollar gab spürbar nach, Aktienkurse stiegen an. Schon kurz darauf dementierte der designierte Präsident diese Meldung jedoch wieder, und in den USA wurde der größte Teil der Kursbewegungen wieder zurückgedreht. Spektakuläre Äußerungen zu Eingliederungen von Kanada oder Grönland in die USA wurden an den Kapitalmärkten gleich ganz ignoriert. Es macht sich bei Marktteilnehmern zunehmend Müdigkeit gegenüber dem effektheischenden Kommunikationsstil des neuen (alten) US-Präsidenten breit. Das bedeutet für Trump, dass seine Glaubwürdigkeit an den Kapitalmärkten leiden könnte. Für die deutsche Wirtschaft fielen die ersten Konjunkturzahlen des Jahres unterschiedlich aus. Nach einem schlechten Arbeitsmarktbericht überraschten die ersten Produktionszahlen positiv. Die Aktivität im produzierenden Gewerbe stieg überraschend um 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat an. Allerdings beziehen sich diese Zahlen auf den Monat November des Vorjahres, so lange braucht es, bis das Statistische Bundesamt die Produktionszahlen eines Monats aufgearbeitet hat. Auch der Auftragseingang und die Exporte der deutschen Industrie entwickelten sich im vergangenen Herbst anscheinend moderat positiv. Am Gesamtbild einer Volkswirtschaft, in der Konsumenten und Unternehmen zutiefst verunsichert sind, änderten die jüngsten Zahlen jedoch nichts. Der DAX schaffte es trotzdem wieder über die Marke von 20.000 Punkten, was gegenüber dem Jahresanfang ein Plus von 2 Prozent entspricht.
03.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Ruhiger Jahresauftakt
An den Finanzmärkten fing das neue Jahr an, wie das alte aufgehört hatte. Aus den europäischen Volkswirtschaften wurden die ersten Konjunkturdaten gemeldet, und sie fielen verhalten aus. Die monatliche Umfrage unter Einkaufsmanagern der größten Firmen brachte zwar ebenso viele Anstiege wie Rückgänge in den unterschiedlichen Ländern des Euro-Währungsraums mit sich, aber alle wichtigen Länder melden einen rückläufigen Konjunkturtrend. Bis auf die zwei Südländer Spanien und Griechenland befinden sich alle anderen im Rezessionsbereich. Am schlechtesten sieht es in Frankreich, Deutschland und Österreich aus. Hier deuten die Umfragen sogar auf eine Rezession hin. In Deutschland zeigt auch der Arbeitsmarkt ein zunehmend trübes Bild: Mit dem 24. Anstieg in Folge nähert sich die Anzahl der Arbeitslosen dem Coronahoch an. Die Meldungen über einen Höchststand an Beschäftigten relativieren sich durch einen starken Anstieg an Teilzeitbeschäftigungen. Auch findet der Zuwachs an Jobs nicht mehr in der Wirtschaft, sondern hauptsächlich beim Staat statt. Die Aktienmärkte schien das zunächst nicht zu beeinträchtigen.
Am ersten Handelstag schnupperte der DAX sogar wieder über die 20.000er Marke. Eine Börsenregel besagt, dass der erste Handelstag den Ton für das ganze Jahr setzt. Wie die meisten dieser Börsenregeln ist diese Aussage jedoch empirisch äußerst dürftig unterstützt. Und schon der zweite Handelstag setzte einen Kontrapunkt mit fallenden Kursen. Sollte das Jahr 2025 konjunkturell ebenso enttäuschen wie das Vorjahr, dann dürfte für die europäischen Börsen eher eine Seitwärtsbewegung anstehen. Deutsche Aktien wären dann zwar immer noch wegen ihrer hohen Dividendenrendite interessant, aber die gegenüber ihren US-amerikanischen Pendants bestehende Unterbewertung würde auf diesem Weg schwerlich abgebaut werden können.
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