
Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater
Lesen Sie jede Woche den aktuellen Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Dr. Ulrich Kater studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen und Köln. 1995 promovierte er am Finanzwissenschaftlichen Seminar der Universität Köln und übte gleichzeitig eine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Köln, der Fachhochschule Köln und der European Business School aus.
Von 1995 bis 1999 war Herr Kater im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. Von 1999 an arbeitete er am Aufbau der Volkswirtschaftlichen Abteilung der DekaBank mit. Seit 2004 bekleidet er die Position als Chefvolkswirt der DekaBank und ist seit 2006 auch Vorsitzender der Kommission für Wirtschaft und Finanzen im Verband Öffentlicher Banken.
Darüber hinaus folgte er Lehraufträgen an der Universität Witten-Herdecke, der Zeppelin University Friedrichshafen sowie an der Hochschule der S-Finanzgruppe. Nebenbei ist Ulrich Kater auch als Autor zahlreicher Veröffentlichungen über Geldpolitik, Währungspolitik, internationale Kapitalmärkte, Finanzpolitik, Alterssicherungssysteme und Globalisierung in Erscheinung getreten.
21.03.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Wirtschaftspolitische Weichenstellungen
Eine weitere Handelswoche liegt hinter uns, die am Kapitalmarkt durch politische Entwicklungen dominiert wurde. Die US-amerikanisch-russischen Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine waren in ihren Marktauswirkungen neutral, da es weder einen Verhandlungsdurchbruch noch einen ergebnislosen Abbruch der Gespräche gab. Dafür kamen die großen wirtschaftspolitischen Entscheidungen in Deutschland ein gutes Stück weiter: Der Bundestag stimmte den notwendigen Grundgesetzänderungen zu. Die noch ausstehenden juristischen Klärungen stellen in den Augen der Börsianer nun keine Stolpersteine mehr dar. Die Kurse deutscher Aktien erreichten einmal mehr Höchststände, bevor sie sich zum Wochenschluss wieder etwas zurückzogen. Das Zinsniveau blieb auf seinem zuletzt erhöhten Niveau. Zehnjährige Baufinanzierungen kosten wieder um die 4 Prozent.
In der neuen Handelswoche stehen wichtige Wirtschaftsdaten an. Die Einkaufsmanagerindizes aus den europäischen Volkswirtschaften werden auch für den März ein uneinheitliches Bild der Wirtschaft im Euroraum zeichnen. Die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum ist nach wie vor verhalten, aber nicht schlecht. Die Schwäche des europäischen Industriesektors nimmt zwar ab, ist allerdings noch vorhanden. Das wird auch die wichtigste Stimmungsbefragung in Deutschland widerspiegeln: Im ifo-Geschäftsklimaindex wird die Geschäftslage noch ziemlich mau beurteilt werden. Trotzdem sollte das ifo-Geschäftsklima stark ansteigen, weil mit den Vorhaben einer neuen Bundesregierung die Konjunktur deutlich anziehen sollte.
14.03.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Hoffen und Bangen
Die große Geopolitik lässt die Finanzmärkte durchaus ruckartig zwischen Hoffen und Bangen pendeln. Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine, auf erfolgreiche Verhandlungen in den Zollstreitigkeiten mit den USA sowie auf große konjunkturstimulierende Fiskalprogramme in Europa wurde in der abgelaufenen Woche eher von dem Bangen abgelöst, dass genau diese positiven Politikimpulse nicht gelingen werden. So hat US-Präsident Trump der Europäischen Union mit 200 Prozent-Zöllen auf Wein und Champagner eine Bourbon-Retourkutsche angedroht. Der betroffene Handelsumfang ist zwar überschaubar, doch stiegen die zollbedingten Konjunktursorgen in den USA weiter an und haben zusätzlich auf die Marktstimmung gedrückt. Der S&P 500 gab weiter nach und liegt nun etwa 10 Prozent unter dem letzten Höchststand. Demgegenüber haben sich europäische Aktienmärkte in diesem Jahr deutlich besser geschlagen. Dies hat gerade mit Blick auf Deutschland viel mit den extrem großen Investitionsplänen in Infrastruktur und Verteidigung zu tun. Ein Selbstläufer scheint dies freilich nicht zu werden. Das Fiskalpaket von Union und SPD hat bei der ersten Lesung erwartungsgemäß keine Zweidrittelmehrheit im Bundestag bekommen. Die Hoffnung liegt nun darin, dass am Dienstag ein Kompromissvorschlag mit den Stimmen der Grünen verabschiedet werden wird. Bei der Abstimmung im Bundesrat am 21. März sollte ebenfalls eine Zweidrittelmehrheit möglich sein.
In Deutschland war der unter Finanzmarktanalysten erhobene Sentix in die Höhe geschossen. Bei der nun anstehenden ZEW-Befragung könnte die Euphorie etwas gedämpfter ausfallen, zum einen wegen der Probleme, eine Mehrheit im Bundestag und Bundesrat zu finden, zum anderen wegen des sich verschärfenden Zollstreits. Vor dem Hintergrund all dieser politischen Unwägbarkeiten haben es Notenbanken bei ihren geldpolitischen Entscheidungen sehr schwer. Die Finanzmarktteilnehmer werden ihre Blicke auf die Sitzung der amerikanischen Notenbank Fed am Mittwoch sowie der Zentralbanken in England, Schweden und der Schweiz am Donnerstag richten. Abhängig von der vermittelten Konfidenz der Notenbanken bezüglich des Inflationsausblicks und der Chance auf weitere Leitzinssenkungen dürften sich die Märkte von ihrer volatilen Seite zeigen.
07.03.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Im Bann der Politik
An den Kapitalmärkten ist eine weitere turbulente Handelswoche zu Ende gegangen, die vollständig im Zeichen der Weltpolitik stand. Los ging es zum Wochenanfang mit einem Aktienkurseinbruch von knapp 4 Prozent beim deutschen Leitindex DAX. Am Wochenende zuvor hatte die US-Administration Ernst gemacht mit ihren Ankündigungen und gegenüber den Nachbarländern Mexiko und Kanada hohe Importzölle erhoben. Zusätzlich wurden die Zölle gegenüber dem Handelspartner China nochmals erhöht. Zumindest die erste Maßnahme hielt aber nur wenige Tage. Denn die rechtlichen und wirtschaftlichen Probleme dieser Maßnahmen gegenüber den Nachbarländern, mit denen die USA eine Freihandelszone bilden, sind enorm. Also wurden die Zölle gegenüber Mexiko und Kanada stark modifiziert, was insbesondere viele Automobilunternehmen aufatmen ließ.
Die zurückliegende Woche hatte jedoch noch andere bahnbrechende Entwicklungen zu bieten. In Deutschland kam es zu einem von den allermeisten Beobachtern nicht erwarteten Politikschwenk. Die möglichen Koalitionspartner beschlossen großflächige Finanzprogramme zur Wiederaufrüstung und zum Aufbau von Infrastruktur in Deutschland. Diese Maßnahmen haben das Potenzial, das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen. Die deutsche Wirtschaft wird also wieder in Fahrt kommen. An den Aktienmärkten sorgte dies für eine Neubewertung der Aussichten für deutsche und europäische Unternehmen. Der DAX verzeichnete neue Allzeitrekorde. Auch die im MDAX vertretenen lange vernachlässigen Werte der zweiten Reihe sprangen an. Europäische Aktien haben damit seit Jahresbeginn eine deutlich bessere Performance als US-amerikanische. Auch der Euro wertete gegenüber dem US-Dollar deutlich auf. Die Kehrseite dieser Vorhaben konnte man an den Anleihemärkten beobachten. Da die neuen Vorhaben sämtlich schuldenfinanziert sein sollen, stiegen die Zinsen für die langfristige Kapitalaufnahme um einen halben Prozentpunkt an. Das hört sich moderat an, ist jedoch auf Wochenbasis ein historisch hoher Anstieg des Zinsniveaus.
28.02.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Märkte nüchtern und ernüchtert
Die Finanzmarktteilnehmer gehen üblicherweise professionell und nüchtern mit neuen Informationen zur Konjunktur oder aus der Politik um. Man hält dort nicht unnötig lange an Überzeugungen fest, sondern kann rasch die Richtung wechseln und für Kursschwankungen sorgen. Eine wichtige Überzeugung ist mit den neuesten Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump ins Wanken geraten: Die Chancen auf ‚Deals‘ werden geringer eingeschätzt, dafür mehren sich die Bedenken hinsichtlich der Zölle und der daraus entstehenden Belastungen für die wirtschaftliche Aktivität. Am Ende der Woche gerieten die Aktienmärkte ausgehend von den USA international spürbar unter Druck. Die Renditen für Staatsanleihen haben kräftig nachgegeben. Vor allem für die USA häufen sich schwächere Konjunkturdaten und Sorgen um die dortige Investitionstätigkeit. So zeigen sich die Märkte insgesamt ernüchtert, sei es über die dortigen Technologie-Werte, oder bezüglich der Goldnotierungen.
Anknüpfend an die kritischere Markteinschätzung zur US-Politik, könnten am kommenden Dienstag US-Zölle in Kraft treten, insbesondere gegenüber Kanada und Mexiko. Dies kann die Finanzmärkte prioritär beschäftigen, obgleich andere gewichtige Termine anstehen. Die Inflation dürfte sich im Februar geringfügig abgeschwächt haben und die nächste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag untermauern. Der Einlagensatz wird um weitere 25 Basispunkte auf 2,50 Prozent gesenkt werden. Zum Wochenschluss wird der US-Arbeitsmarktbericht für Februar im Fokus stehen. Bei einem eher unterdurchschnittlichen Beschäftigungsaufbau dürfte einer witterungsbedingten Unterstützung eine zollbedingte Verunsicherung gegenüberstehen. Sollten in den nächsten Tagen Zollerhöhungen tatsächlich in nennenswertem Umfang in Kraft treten, müssten die Finanzmarktteilnehmer ganz nüchtern und ernüchtert die wirtschaftlichen Risiken auch für Europa neu bewerten.
21.02.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Politische Wellen schwappen über die Märkte
Es gibt zweifellos schlechtere Börsenweisheiten als die, nach der politische Börsen kurze Beine haben. Dennoch haben die vergangenen Tage gezeigt, dass beispielsweise die Münchner Sicherheitskonferenz, offizielle und hochrangige Gespräche zwischen den USA und Russland sowie die Bundestagswahl von den Marktteilnehmern erst einmal verarbeitet werden mussten. Für Europa kann wohl von politischen Schockwellen gesprochen werden, die die US-Regierung ausgelöst hat. Für die Sicherheit auf dem heimischen Kontinent müssen die europäischen Staaten künftig wesentlich mehr Verantwortung übernehmen. Und das bedeutet vor allem höhere Verteidigungsausgaben. Diese dürften in erheblichem Umfang schuldenfinanziert sein. In der Konsequenz werden perspektivisch mehr Staatsanleihen begeben werden, die der Anleihemarkt verkraften muss. Dies hat die Renditen reflexartig ansteigen lassen. Nimmt man für Deutschland den im Bundestagswahlkampf vielfach adressierten Investitionsbedarf beispielsweise für Infrastruktur und die grüne Transformation hinzu, darf der Renditeanstieg bei Bundesanleihen gegenüber der Vorwoche um rund 10 Basispunkte als moderat bezeichnet werden. An den Aktienmärkten gab es frische Allzeithochs. Der Deutsche Aktienindex (DAX) schnupperte am frühen Mittwoch kurz an der 23.000-Punkte-Marke.
Aus deutscher Sicht wird es in den kommenden Handelstagen um die Verarbeitung des Ergebnisses der Bundestagswahl gehen. Eine klare und rasche Regierungsbildung wäre angesichts der Herausforderungen bezüglich der Standortbedingungen für die Unternehmen und der neuen Sicherheitsarchitektur in Europa für die Kapitalmärkte hilfreich. Die zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturindikatoren treten in der Wahrnehmung etwas zurück. Trotzdem sei erwähnt, dass die Vorzeichen für das ifo Geschäftsklima im Februar gut stehen. Die Woche dürfte mit einem Anstieg des wichtigsten deutschen Konjunkturindikators beginnen. Über die Woche hinweg berichten neun DAX-Konzerne über ihre Geschäftsentwicklung. Bislang verlief die Berichtssaison für den DAX durchaus überzeugend.
14.02.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Die wunderbare Welt des DAX
Der Deutsche Aktienindex, kurz DAX, hat einen atemberaubenden Jahresstart hingelegt. Das neue Rekordhoch liegt über der Marke von 22.600 Punkten. Ein Plus von sage und schreibe mehr als 12 Prozent. Selbst wenn in der zurückliegenden Woche namhafte Konjunkturindikatoren veröffentlicht worden wären, könnte deren Schwäche kaum als Erklärung dafür dienen. Vielmehr ist die robuste Weltkonjunktur ein gutes Argument. Zudem ist klar, dass die Europäische Zentralbank ihre Leitzinssenkungen in diesem Jahr fortsetzt. Ganz aktuell haben überdies die zunehmenden Erwartungen auf ein mögliches Kriegsende in der Ukraine den europäischen Aktienmärkten einen Schub gegeben. Freilich verbindet sich hiermit auch der Blick an den Finanzmärkten auf die künftige Sicherung und den Wiederaufbau der Ukraine. Es zeichnet sich ab, dass Europa umfänglich in die Finanzierung gehen wird. Dies lastet auf den Rentenmärkten und hat die Renditen für Bundesanleihen ansteigen lassen.
Europäische Aktien haben in der abgelaufenen Woche die amerikanischen Indizes blass aussehen lassen. Denn in den USA deutet sich an, dass die Notenbank Fed wohl auch im März von einer Leitzinssenkung absehen wird. Die Inflationsentwicklung steht der weiteren geldpolitischen Lockerung zunächst im Wege. So lagen die frisch gemeldeten Inflationsdaten höher als erwartet. Die von US-Präsident Trump neu aufgerufenen Zollerhöhungen auf Importe von Stahl und Aluminium lassen erahnen, dass die bereits auf 3 Prozent gestiegenen Inflationsraten sich in den kommenden Monaten in Richtung 3,5 Prozent bis 4 Prozent bewegen könnten. Mithin haben sich die Anleiherenditen wieder erhöht. Die Finanzierungsbedingungen für private Haushalte und Unternehmen verschlechtern sich zollbedingt. Dies lastet auch auf den Aktienmärkten. In der kommenden Woche wird an den Kapitalmärkten sicherlich noch die Münchner Sicherheitskonferenz verarbeitet werden, die dieses Wochenende ansteht, bevor dann ein bunter Strauß von Konjunkturindikatoren Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Leicht positive europäische Stimmungsindikatoren am Freitag könnten die DAX-Welt weiter schön aussehen lassen.
07.02.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Zollkapriolen beschäftigen die Kapitalmärkte
Eine weitere aufregende Woche liegt hinter den Teilnehmern an den Aktien- und Anleihemärkten. Nachdem der US-Präsident Trump in den ersten Tagen seiner neuen Amtszeit die Handelspolitik nicht in den Mittelpunkt gestellt hatte, kündigte er nun Anfang der Woche neue Zölle gegenüber Mexiko, Kanada, China und indirekt auch gegenüber der Europäischen Union an. Das sind allesamt Haupthandelspartner der USA. Die Börsen reagierten mit spürbaren Kursabschlägen. Nicht nur die erwarteten Wirkungen dieser Zölle auf die Volkswirtschaften und Unternehmen waren dafür verantwortlich, sondern auch die Aussicht auf einen eskalierenden Handelskrieg. Dieser könnte die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession ziehen. Allerdings war der Spuk schnell wieder vorbei: Nachdem insbesondere Kanada und Mexiko moderate Zugeständnisse in den aus Washington angemahnten Themen Grenzsicherheit und Drogenhandel gemacht hatten, schob Trump die Zölle gegenüber diesen Ländern zumindest auf.
Insgesamt bestätigen die jüngsten Erfahrungen diejenigen Marktteilnehmer, die nicht glauben, dass Zölle für Trump ein Selbstzweck sind. Vielmehr stellen sie ein Faustpfand dar für Verhandlungen über alle möglichen bilateralen Forderungen der USA gegenüber anderen Ländern. Daher erwarten mittlerweile die meisten Analysten zwar immer wieder neue Zolldrohungen, verbunden mit Unsicherheiten an den Märkten, doch am Ende ein eher mildes Zollregime, unter dem die Wirtschaftsdynamik in den USA und in wichtigen Handelspartnerländern erhalten bleibt. Diese Erkenntnis und weitere Meldungen von guten Unternehmensergebnissen im abgelaufenen Quartal sorgen für Erleichterung an den Aktienmärkten. In Deutschland stieg der Leitindex Dax auf neue Rekordstände. Hierzulande kam hinzu, dass die Marktteilnehmer nun schnellere Senkungen bei den Leitzinsen der Europäischen Zentralbank erwarten.
31.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Künstliche Intelligenz bewegt Aktienkurse
Eine ereignisreiche Kapitalmarktwoche ist zu Ende gegangen. Zu Wochenbeginn führten Medienberichte, nach denen die Modelle Künstlicher Intelligenz (KI) des chinesischen Anbieters deepseek bei gleicher Leistung einen wesentlich geringeren Entwicklungsaufwand benötigten, zu deutlichen Kursverlusten einer Reihe von US-Technologiefirmen. Diese Kurse erholten sich im Wochenverlauf jedoch zum Teil wieder. Ein Grund: die Nachrichten, dass auch die chinesischen KI-Ansätze auf Vorarbeiten von US-Firmen beruhten und die künftige Bedeutung leistungsfähiger Computerchips hierdurch nicht infrage gestellt würden. Die langfristigen Auswirkungen der neuesten KI-Entwicklungen auf Marktstrukturen und Anbieterfirmen sind jedoch noch nicht geklärt.
Auch aus der makroökonomischen Ecke war der Informationskalender gut gefüllt. Das ifo Geschäftsklima für die deutsche Wirtschaft ergab zwar einen kleinen Anstieg, hinter den Gesamtwerten verbarg sich allerdings ein Rückgang der Zukunftshoffnungen bei den deutschen Unternehmensmanagern. Die politische Diskussion sprang derweil weg von wirtschaftlichen Themen, so dass die Bundestagswahlen nicht mehr als Weichenstellung hin zu besseren Rahmenbedingungen gesehen werden. Dann tagten die Notenbanken in den USA und im Euroraum. Während die Fed aufgrund der Unsicherheit durch die neue Regierung Trump keine Änderung der Zinspolitik vornahm, senkte die Europäische Zentralbank zum fünften Mal ihre Leitzinsen auf ein Niveau von nun 2,75 Prozent beim Einlagensatz für Banken bei der Zentralbank. Mit einem Ausblick auf weitere Zinssenkungen ging daraufhin das gesamte Renditespektrum bei europäischen Anleihen leicht zurück. Die Aktienmärkte freute es. Trotz der anhaltenden Diskussionen über die Aussichten der neuen Digitaltechnologien stiegen die Kurse weiter an und bescherten sowohl den deutschen als auch den US-amerikanischen Aktienmärkten neue Höchststände.
24.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Die neue Tagesordnung
So langsam läuft sich Donald Trump in seinem neuen Amt warm und die Märkte gehen zur neuen Tagesordnung über. Eine Disruption durch die US-Wahlen und die Amtsübernahme konnte weder auf den Aktien- noch auf den Anleihemärkten festgestellt werden, wohl aber stärkere Schwankungen aufgrund von Äußerungen aus der neuen Administration. So schwankten etwa die Währungen Mexikos und Kanadas gegenüber dem US-Dollar je nach dem Stand der Ankündigungen von Zöllen aus den USA gegenüber diesen Ländern. Im Großen und Ganzen gab es jedoch keine unerwarteten wirtschaftspolitischen Initiativen. Insofern waren die Finanzmärkte insgesamt auf die politischen Veränderungen in den Vereinigten Staaten gut vorbereitet. Aus Sicht der Anleihemärkte dürfte in diesem Umfeld zunächst Erleichterung dominieren, dass mit Blick auf die Inflationsrisiken die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten sind, und Trump weiter die bekannten Verhaltensmuster zeigt. Trotzdem sollte der gegenwärtig am Markt eingepreiste geldpolitische Pfad der US-Notenbank Fed mit nur einer weiteren Zinssenkung bis Juni realistisch bleiben.
Zur Tagesordnung der Finanzmärkte gehört auch wieder ein gut gefüllter Datenkalender in der kommenden Woche. Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland ist schlecht, und daran dürfte sich auch im Januar nichts Grundlegendes geändert haben und somit das ifo Geschäftsklima weitgehend stabil auf niedrigem Niveau bleiben. Die Notenbanken der beiden großen Währungen US-Dollar und Euro tagen zum ersten Mal nach dem Amtswechsel in Washington. Dabei wird die Fed in den USA abwarten, die EZB dagegen wird den Leitzins voraussichtlich wieder um einen viertel Prozentpunkt nach unten nehmen.
17.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Kapitalmärkte vor Amtswechsel freundlich
Kurz vor der Übernahme der US-Präsidentschaft durch Donald Trump zeigen sich die Kapitalmärkte freundlich. In der vergangenen Handelswoche unterstützten insbesondere die Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten einen neuerlichen Kursauftrieb an den Aktienmärkten. Die Inflation liegt jenseits des Atlantiks zwar weiterhin bei knapp 3 Prozent und damit zu hoch, aber das Gesamtbild der Teuerung entspannt sich weiter, so dass in den kommenden Monaten mit einem weiteren Rückgang der Inflationsrate zu rechnen ist. Dies ist eine beruhigende Nachricht für die Kapitalmärkte, denn eine Verschlechterung des Inflationsbildes hätte höhere Zinsen und damit Kursrisiken an allen Vermögensmärkten bedeutetet.
Auch in Deutschland gab es neue Wirtschaftszahlen: Das Bruttoinlandsprodukt für das Gesamtjahr 2024 fiel im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent. Damit ist der zweite jährliche Rückgang der bundesdeutschen Wirtschaftsleistung in Folge amtlich. Für 2025 sieht es nicht viel besser aus. Die deutsche Volkswirtschaft wächst nicht mehr. Wenn das so bleibt, dann wird der Stillstand beim Wohlstand mehr und mehr spürbar werden. Nicht umsonst steht die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft am Standort Deutschland im Zentrum des Bundestagswahlkampfs. Den DAX scherte es nicht: Im Sog der US-Märkte schrieb er ein neues Allzeithoch. Viele der größten deutschen börsennotierten Unternehmen profitieren von der guten Weltkonjunktur, selbst wenn die Produktion nicht mehr in Deutschland, sondern an anderen Standorten stattfindet.
In der kommenden Woche endet die Ära der Regierung Biden und die zweite Amtszeit Donald Trumps beginnt. In den USA sind die Erwartungen an weiteren wirtschaftlichen Erfolg hoch. An den Kapitalmärkten ist er sogar bereits zum Teil vorweggenommen.
10.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Große Sprüche und kleine Zahlen
An den Finanzmärkten fiel die erste komplette Handelswoche des neuen Jahres gemischt aus. Zum Wochenstart lösten Presseberichte zu möglichen leichteren Umsetzungen der Zolldrohungen Trumps positive Marktreaktionen aus. Die Renditen von US-Staatsanleihen sanken, der zu starke US-Dollar gab spürbar nach, Aktienkurse stiegen an. Schon kurz darauf dementierte der designierte Präsident diese Meldung jedoch wieder, und in den USA wurde der größte Teil der Kursbewegungen wieder zurückgedreht. Spektakuläre Äußerungen zu Eingliederungen von Kanada oder Grönland in die USA wurden an den Kapitalmärkten gleich ganz ignoriert. Es macht sich bei Marktteilnehmern zunehmend Müdigkeit gegenüber dem effektheischenden Kommunikationsstil des neuen (alten) US-Präsidenten breit. Das bedeutet für Trump, dass seine Glaubwürdigkeit an den Kapitalmärkten leiden könnte. Für die deutsche Wirtschaft fielen die ersten Konjunkturzahlen des Jahres unterschiedlich aus. Nach einem schlechten Arbeitsmarktbericht überraschten die ersten Produktionszahlen positiv. Die Aktivität im produzierenden Gewerbe stieg überraschend um 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat an. Allerdings beziehen sich diese Zahlen auf den Monat November des Vorjahres, so lange braucht es, bis das Statistische Bundesamt die Produktionszahlen eines Monats aufgearbeitet hat. Auch der Auftragseingang und die Exporte der deutschen Industrie entwickelten sich im vergangenen Herbst anscheinend moderat positiv. Am Gesamtbild einer Volkswirtschaft, in der Konsumenten und Unternehmen zutiefst verunsichert sind, änderten die jüngsten Zahlen jedoch nichts. Der DAX schaffte es trotzdem wieder über die Marke von 20.000 Punkten, was gegenüber dem Jahresanfang ein Plus von 2 Prozent entspricht.
03.01.2025, Kolumne von Dr. Ulrich Kater: Ruhiger Jahresauftakt
An den Finanzmärkten fing das neue Jahr an, wie das alte aufgehört hatte. Aus den europäischen Volkswirtschaften wurden die ersten Konjunkturdaten gemeldet, und sie fielen verhalten aus. Die monatliche Umfrage unter Einkaufsmanagern der größten Firmen brachte zwar ebenso viele Anstiege wie Rückgänge in den unterschiedlichen Ländern des Euro-Währungsraums mit sich, aber alle wichtigen Länder melden einen rückläufigen Konjunkturtrend. Bis auf die zwei Südländer Spanien und Griechenland befinden sich alle anderen im Rezessionsbereich. Am schlechtesten sieht es in Frankreich, Deutschland und Österreich aus. Hier deuten die Umfragen sogar auf eine Rezession hin. In Deutschland zeigt auch der Arbeitsmarkt ein zunehmend trübes Bild: Mit dem 24. Anstieg in Folge nähert sich die Anzahl der Arbeitslosen dem Coronahoch an. Die Meldungen über einen Höchststand an Beschäftigten relativieren sich durch einen starken Anstieg an Teilzeitbeschäftigungen. Auch findet der Zuwachs an Jobs nicht mehr in der Wirtschaft, sondern hauptsächlich beim Staat statt. Die Aktienmärkte schien das zunächst nicht zu beeinträchtigen.
Am ersten Handelstag schnupperte der DAX sogar wieder über die 20.000er Marke. Eine Börsenregel besagt, dass der erste Handelstag den Ton für das ganze Jahr setzt. Wie die meisten dieser Börsenregeln ist diese Aussage jedoch empirisch äußerst dürftig unterstützt. Und schon der zweite Handelstag setzte einen Kontrapunkt mit fallenden Kursen. Sollte das Jahr 2025 konjunkturell ebenso enttäuschen wie das Vorjahr, dann dürfte für die europäischen Börsen eher eine Seitwärtsbewegung anstehen. Deutsche Aktien wären dann zwar immer noch wegen ihrer hohen Dividendenrendite interessant, aber die gegenüber ihren US-amerikanischen Pendants bestehende Unterbewertung würde auf diesem Weg schwerlich abgebaut werden können.
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